2.1 Autorenprofil: Fontane
Theodor Fontane war einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er war am 30. Dezember 1819 als Sohn des Apothekers Louis Henri Fontane und seiner Ehefrau Emilie in Neuruppin geboren, das damals zur „Französischen Kolonie“ in Brandenburg- Preußen gehört und am 20. September 1898 starb er an einem Herzschlag.
Theodor Fontane lebte bis achten Lebensjahr in Neuruppin. Dann siedelte die Familie nach Swinemünde um. Die Erinnerung an die Kindheit in der typischen prosaischen preußischen Kleinstadt Neuruppin und der kleinen poetischen weltoffenen Hafenstadt Swinemünde haben eine große Wirkung auf Fontanes künstlerische Produktion. Zum Beispiel können die Leser Swinemünde als Kessin in Effi Briest kennenlernen.
Unter der Wirkung seines Vaters beendete er 1836 die Ausbildung an der Gewerbeschule und fing eine Ausbildung zum Apotheker an. Nach Ende seiner Lehrzeit absolvierte er 1839 die Apotheker-Gehilfenprüfung und hatte einen Beruf als Apothekergehilfe kurze Zeit in Leipzig. Später zog er nach Dresden und schließlich arbeitete er als Apothekergehilfe in der Apotheke seines Vaters.
Während der Zeit in Leipzig hat er sich an dem politischen-literarischen „Herwegh-Klub“ beteiligt. Inzwischen zeichnete sich Fontanes Leidenschaften für politischen und sozialen Aktivismus ab. 1843 trat Fontane der Dichtergemeinschaft „Der Tunnel über der Spree“ bei. Der Großteil seiner Balladenwerke entstand im Jahr 1865 und diese Werke wurden damals für ihn typische Gedichtform. Er hat hier noch mit seinen Preußenliedern „Der alte Derffling“, „Der alte Zietben“, „Der alte Dessauer“ Eindruck gemacht.
1848 wurde zu einem Schicksalsjahr für Fontane. Er erlebte in Berlin eine Revolution. Gleichzeitig wurde er Journalist, und dann war er eine Zeit lang von Beruf Korrespondent der Dresdner Zeitung. Inzwischen publizierte er vier journalistische Arbeiten zu den Problemen von Einheit und Freiheit und der besonderen problematischen Stellung Preußens in der Berliner Zeitungshall. Diese Arbeiten brachten ihm großen öffentlichen Erfolg, außerdem ließen ihn in den Ruf geraten, ein Revolutionär, einradikaler Linker sowie ein Verteidiger der März-Revolution zu sein.
Fontane wurde 1850 vom „Literarischen Kabinett“, der späteren „Zentralstelle für Pressangelegenheiten“ angestellt. Er widmte sich der Auswertung der Berichte aus der englischen Presse. Wegen dieser Arbeit machte er Reisen nach London und blieb dort von 1855 bis 1859. Nachdem er 1860 aus England zurückgekehrt war, arbeitete er als Redakteur bei der konservativ-reaktionären „Neuen Zeitung“, der sog. „Kreuzzeitung“ in Berlin. Er verfasste Artikel über die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse in Europa seiner Zeit. Im Jahre 1870 kündigte Theoder Fontane die Mitarbeit bei der Kreuzzeitung, dann wurde er Theaterkritiker bei der liberalen Vossischen Zeitung. Seine Kritiken haben großen Einfluß. Ebenfalls konnte er sich mehr Zeit mit seinem eigenen literarischen Schaffen beschäftigen. Seit damals schrieb er zahlreiche Texte und Romane.
In seinem letzten Jahrzehnt entstanden die Werke Vor dem Sturm, Grete Minde, Schach von Wuthenow, Irrungen, Wirrungen, Frau Jenny Treibel, Effi Briest und Der Stechlin, die zum Ruhm des alten Fontane beitragen. In diesen Werken wird ein zeitkritisches Bild der preußischen Gesellschaft behandelt, in der das individuelle Glück sehr eng mit den starren gesellschaftlichen Konventionen und Moralauffassungen verbunden war. Theodor Fontane hat den modernen Roman erfunden und verwirklicht. Er betrachtete den Roman als das gültige bleibende Dokument einer Gesellschaft, eines Zeitalters, in dem er soziale Kenntnisgestalten vermitteln konnte.