Einige Jahre später fährt Effi auf Anraten ihres Arztes zur Kur. Sie soll damit die Aussichten auf die Geburt eines Sohnes verbessern, der den Familienstamm weiterführen kann. Während Effi in Ems weilt, findet ihr Ehemann Liebesbriefe von Major Crampas in Effis Nähkästchen. Aufgrund seiner verletzten Ehre bittet er den Major zu einem Duell, bei welchem er Crampas erschiesst.
Effi wird von ihrem Ehemann und Tochter Annie verlassen. Auch ihre Eltern verbannen sie wegen der gesellschaftlichen Schande aus ihrem Elternhaus. Effi bleibt allein mit Ihrer Haushälterin Roswitha in Berlin zurück. Sie leidet immer stärker unter der Vereinsamung. Vor allem die Trennung von ihrer Tochter lässt sie zunehmend kränkeln.
Nach drei Jahren kommt es endlich wieder zu einem Treffen mit ihrer Tochter Annie. Doch diese ist aufgrund der Erziehung durch ihrem Vater kalt und distanziert geworden. Effi erleidet deswegen einen Zusammenbruch, woraufhin ihre Eltern sie zu sich holen. Zuerst scheint es, als tue das Elternhaus Effi gut. Sie nimmt wieder Kraft auf und trifft sich sogar mit einigen Freunden. Doch mit der Zeit wird Effi immer melancholischer und depressiver. Der Schmerz in ihrem Herzen wird immer größer. Schließlich stirbt sie im Alter von nur 29 Jahren in ihrem Elternhaus. Auf ihrem Grabstein steht nur der Name Effi Briest.
3.2 Der Schreibhintergrund von Effi Briest
1889 begann Theodor Fontane schon mit den Vorarbeiten zu Effi Briest. Aber erst fünf Jahre später, nämlich 1894 schloss er diesen Roman ab. Der Erstdruck erfolgte 1894 in der Deutschen Rundschau. Dann erschien 1895 die Buchausgabe des Romans. Kurz nach der Veröffentlichung gewann das Werk die besondere Gunst der Leserschaft und der Kritik. Man hielt diesen Roman für den bedeutendsten aller bisherigen Romane Fontanes. Mit dem hat sich Theodor Fontane einen festen Platz in der Weltliteratur eingenommen.
In diesem Roman geht es um eine Ehebruchsgeschichte. Das Thema wurde schon vielfach in der europäischen Erzählliteratur aufgegriffen. Kurz vor der Jahrhundertwende kam er auf dieses Thema durch einen Vorfall in der Gesellschaft, der ihm vertraulich mitgeteilt wurde. Denn dem Roman liegen die realen Ereignisse der Ardenne-Affäre zugrunde. Über diesen Gesellschaftsskandal wurde Fontane von Emma Lessing informiert, die Frau des Haupteigentümers der Berliner Vossischen Zeitung ist. Sie hatte das Ehepaar Ardenne persönlich gekannt und Fontane davon berichtet.
Die Geschichte von Armand Baron von Ardenne und seiner Frau Elisabeth erregt nicht wenig Aufsehen. Die Hauptfigur des Romans Effi Briest ist Elisabeth Baronin von Ardenne. Elisabeth ist das jüngste von fünf Kindern und wächst wild und eigenwillig auf.18Wie Effi besitzt Elisabeth auch Liebe zur Natürlichkeit und Lebendigkeit. Sie hat die Werbung des fünf Jahre älteren Ardenne mehrmals abgewiesen, aber aufgrund der Intervention ihrer Mutter hat sie mit Ardenne verheiratet, als sie 19 Jahre alt war. 1873 fand die Hochzeit statt und zog das Paar nach Berlin. 1881 kehrte Ardenne als Rittmeister nach Düsseldorf zurück, Elisabeth folgte. Dort versammelten sie einen großen Freundeskreis um sich, darunter der Amtsrichter Emil Hartwich, der zehn Jahre älter als Elisabeth war. Zwischen diesem und Elisabeth entwickelte sich ein intimes Liebesverhältnis, beide haben vor, sich von ihren Ehepartnern zu trennen und zu heiraten.
Nachdem Ardenne von der Affäre erfahren hat, forderte er seinen früheren Freund zum Duell, das Hartwich nicht überlebte. Dann wurde die Ehe geschieden. Nach der Scheidung durfte Elisabeth ihre Kinder nicht wiedersehen. Baron von Ardenne erhielt zwei Jahre Festungshaft, wie es üblich war, und wurde bald darauf begnadigt, wie es gleichfalls üblich war. Der deutsche Kaiser gab hierzu eine Begründung mit den folgenden Worten: „ Ich will diesem verdienten Offizier ein eklatante Genugtuung vor der ganzen Armee geben.“ Der verdiente Offizier kehrte ins Kriegsministerium zurück und wurde wegen seiner hervorragenden Fähigkeiten rasch befördert. Bis zu seinem Tod im Jahre 1919 ist er als Militärschriftsteller tätig gewesen. Seine schuldige geschiedene Frau wurde nach dem Ehebruch noch berufstätig und widmete sich der Krankenpflege und starb 1952 mit 99 Jahren alt.