Seit Fontane 1879 verfasste seinen Ehe- und Gesellschaftsromanen sowie Novellen, wurde er zum herausragenden Vertreter des deutschen poetischen Realismus und zum Zeugen und Kritiker der Zeit.
2.2 Der Schreibstil von Fontane
Theodor Fontane war einer der herausragendsten deutschen Schriftsteller von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist der Vater des Realismus.
Eine neue Strömung in der Kunst zeigt im allgemeinen an, dass eine ältere dem Wirklichkeitsempfinden nicht mehr ausreichend entspricht oder zur Manier geworden ist. So entwickelte sich im 19. Jahrhundert in mehreren Ländern eine realistische Romankunst, die dem Bedürfnis folgte, sich mit den beginnenden und sich schnell entwickelnden gesellschaftlichen Veränderungen auseinanderzusetzen. Hinter diesem Realismus blieb die Romantik rasch zurück. Da die Veränderungen vor allem die bürgerliche Gesellschaft betrafen, machte der sogenannte „bürgerliche Realismus“ vor allem Probleme dieser Gesellschaftsschicht anhangig .
Die allgemeinen Merkmale des literarischen Realismus bestehen darin, dass das Leben von beliebigen Individuen in einem ganz bestimmten gesellschaftlichen, historischen Kontext geschildert wird und im Mittelpunkt der Menschen in seiner alltäglichen Arbeit und seinen gesellschaftlichen Bindungen steht. Starke Beachtung fanden beim Schreiben u.a. die Umwelt, die Details und die Entwicklung der einzelnen Charaktere. Im Werk gibt es keine pathetischen Äußerungen oder Emotionen. Alles wird vom Erzähler objektiv und nüchtern berichtet.
Theodor Fontane definierte den Realismus als „Widerspiegelung alles wirklichen Lebens, aller wahren Kräfte und Interessen im Element der Kunst“. In dieser Definitioner klärt er, dass die Absicht des Realismus darin besteht, alles Wahre zu entdecken. Denn alles um uns herum ist wahr, ist wirklich. An diesem Prinzip hat der Autor in seinem künstlerischen Schaffen bis an sein Lebensende festgehalten. Dann betont Fontane, dass der Realismus nicht das gefühllose Widerspiegeln von Tatsachen und Missständen, sondern von der Kunst abhängig ist. Nach Theodor Fontane ist der poetische Realismus eine Brücke zwischen dem Ideal und der Wirklichkeit. Nur wer es versteht, die Wahrheit in künstlerischer Form zu offenbaren, der kann sich als wirklicher Realist bezeichnen.
In seinem Schreibstil versucht Fontane eine menschliche Individualisierung in den Lebensgeschichten darzustellen und deren realistische Natürlichkeit zu entdecken. Das Wahre gab es und gibt es in der Geschichte oder einfach im menschlichen Individuum. Der Roman Effi Briest stammt eben aus einer realen Geschichte von Armand Baron von Ardenne und seiner Frau Elisabeth. Dazu werde ich in nächstem Kapitel ausführlich erläutern.
Noch ein wichtiges Stilmerkmal besteht in disem Roman Effi Briest. Zu Fontanes Schreibstil gehört sein Sprachstil. Wegen der genauen und detaillierten Beschreibung Fontanes geht die Handlung der Geschichte langsam voran. Zu Beginn des Romans beschreibt ein Erzähler ausführlich den Briestschen Wohnsitz in Hohen-Cremmen. Er gibt einen Überblick über die Geographie Hohen-Cremmens, macht die Leser mit der zweihundertjährigen Tradition des Wohnsitzes, der Architektur der Gebäude ebenso wie dem Pflanzenbestand des Parks vertraut. Der Erzähler beginnt mit der Frontseite des Hauses und beschreibt anschließend die Park-und Gartenseite sowie der rechtwinklig angebrachte Seitenflügel. Die angrenzende Kirchhofsmauer und der Seitenflügel umschließen einen Ziergarten und bilden ein Hufeisen. Durch dieses Hufeisen wird die Abgeschlossenheit des Gutes gegenüber der äußeren Umgebung verdeutlicht. Dann weist der Erzähler auf die lange Familientradition der Briest hin, da diese schon zweihundert Jahre besteht. Des weiteren führt er den Leser zu Effi und ihrer Mutter hin, die fleißig bei der Arbeit eines Altarteppichs sind.